Freie Wähler besichtigen Firma Bornack

„Oben bleiben“ und Abseilen in Marbach?

Die Freien Wähler Marbach besichtigten das Hochwerk Trainings- und Eventzentrum der Firmengruppe Bornack im Energie- und Technologiepark Marbach

 

„Gigantisch“, „cool“ oder ein langanhaltendes, staunendes „Ahhhh“ riefen die Mitglieder der Freien Wähler Marbach aus, als sie die Halle des ehemaligen Kohlekraftwerks im Industriepark Marbach betraten.

Hier befindet sich das weltweit größte und älteste Indoor Trainings- und Schulungszentrum der Bornack Gruppe, die sich seit etwa 50 Jahren dem Anseilschutz verschrieben hat. Tanja Lutz, Gemeinderatsmitglied der Freien Wähler, knüpfte den Kontakt zu Herrn Peter Klumpp, der den Freien Wählern diese beeindruckende und hochinteressante Führung durch das von den Ausmaßen her kirchenschiffartig anmutende, von der Firma Bornack angemietete Gebäude ermöglichte.

Peter Klumpp, Feuerwehrmann und Trainer bei der Firma Bornack begann seine Ausführungen mit einer kurzen Übersicht über das Leistungsportfolio seines Arbeitgebers und einem kleinen Streifzug durch die Geschichte der Firma. Die Firma Bornack sei bis heute familieninhabergeführt und habe ihre Zentrale in Ilsfeld bei Heilbronn. Dort haben unter anderem die Verwaltung, das Marketing und Teile der Fertigung ihren Sitz. Das Trainingsareal im Industriegebiet Marbach, genannt Hochwerk Bornack, sei ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens. Hier werden vorwiegend Schulungen, Trainings, Seminare oder auch Veranstaltungen unterschiedlichster Art abgehalten.

Weitere Niederlassungen befinden sich in der Nähe von Dresden und in der Schweiz. „Klaus Bornack, Geschäftsleiter der Firma, hat einst als Pionier auf dem Gebiet der Anseiltechnik Maßstäbe gesetzt“, fuhr Klumpp fort. Bereits in den 60er Jahren ließ die Firma in einer Sattlerei eine Art Klavierträgergurt fertigen, der damals als Haltegurt diente. Heutzutage werde in der Firma mit hochmodernen Materialien gearbeitet. Mittels neuer Fertigungstechnologien werden langlebige und hochwertige Anseilschutzprodukte produziert. „Höhenarbeitsplätze müssen immer ganzheitlich betrachtet werden, nur so kann man optimale Sicherheitslösungen für die Höhenarbeiter schaffen“, unterstrich Klumpp. Qualiätsvolle Ausrüstung, deren fachgerechte Anwendung und die Montage eines vor Ort installierten Sicherheitssystems garantierten optimalen Schutz und Sicherheit für den Höhenarbeiter.

In diesem Zusammenhang kann man jetzt auch das langjährige Motto der Firma „Oben bleiben“ verstehen. „Es hat nichts mit den Demonstrationen gegen Stuttgart 21 zu tun“, erklärte Klumpp den Freien Wählern schmunzelnd, es unterstreiche den Gedanken der Prävention, der Verhinderung von Stürzen aus großer Höhe. Sollte nun doch einmal aus unglücklichen Umständen ein Absturz erfolgen, so werde der Verunfallte innerhalb weniger Zentimeter vom Anseilschutzsystem aufgefangen und könne dann aus seiner misslichen Lage geborgen werden.

Während des Rundgangs durch die beeindruckende Halle des alten Dampfkraftwerkes, in dem noch der stillgelegte Kessel mit dem dazugehörigen rustikalen Industriedesign steht, setzte Klumpp seine Ausführungen fort. „Wir haben die denkmalgeschützte Halle fast komplett ausgebeint und in dem 70 m langen, 30 m breiten und 35 m hohen Raum ein cooles, überdachtes Trainingsareal geschaffen. Auf drei Etagen befinden sich hier bis zu vierzig verschiedene Trainingseinheiten für unterschiedliche Einsatzszenarien“, so Klumpp. Feuerwehrleute, Rettungssanitäter, Industriekletterer, Polizisten, Bergretter finden hier ideale und vor allem praxisnahe Trainingsbedingungen, bei denen sie wetterunabhängig ihren Höheneinsatz erproben können – natürlich immer unter Aufsicht und Anleitung der erfahren Trainer. Zusätzlich zur zertifizierten Ausbildung und Schulung in Marbach bietet Bornack für Firmen oder auch Kletterparks individuelle Betreuung vor Ort an. So bildet Bornack z.B. das Wartungspersonal des Europapark Rust aus, rüstet Bauwerke wie den Dom zu Speyer, Reaktoranlagen von Atomkraftwerken oder Hochseilgärten mit Sicherheitssystemen aus oder bietet ganz individuell zugeschnittene Teambuildingevents im Hochwerk Marbach an.

Je nach Bedarf können insgesamt etwa 20 Personen, vorwiegend Feuerwehrleute, auf dem großen Areal, das auch einen Außenbeich anzubieten hat, Höhenarbeiter beim Klettern, Bergen, Retten betreuen. „Ist die Halle voll, wird es ziemlich laut hier“, erklärte Klumpp, „und vor allem im Sommer sehr, sehr heiß“. Auf der höchsten Etage, humorvoll Dampfnudel genannt, konnten zu Betriebszeiten des Dampfkraftwerkes gute 60 Grad Celsius erreicht werden. Etagenweise und sichtlich um vorsichtiges Heranführen an die große Höhe bemüht, entführte Herr Klumpp die Freien Wähler bis an die höchste Stelle der Halle. Von dort oben hatten die Besucher einen atemberaubenden Blick auf die unterschiedlichen Trainingsstationen: Mutige und schwindelfreie Besucher wagten sich an die gut gesicherte Brüstung und entdeckten sofort einen Polizeihubschrauber, der halsbrecherisch an der Kante der zweiten Etage thront.“ An diesem Trainingsplatz wird die Luftrettung simuliert“, erklärte Klumpp. Ein Schrägdach mit unterschiedlichen Dachaufbauten, Steigleitern, verschiedene Plattformen, ein riesiger Kran, Behälter in verschiedensten Ausführungen oder die berühmte „Zunge“ zur Bergung angeseilter Verletzter über eine Kante befinden sich verteilt auf dem Trainingsgelände und werden von den Anwärtern zum Üben verschiedenster Szenarien genützt.

Manch ein Mitglied der Freien Wähler atmete erleichtert auf, als Herr Klumpp wieder zum „Abstieg“ einlud. Beruhigend festen Boden unter den Füßen und teilweise noch mit mulmigem Gefühl in der Magengegend betrachteten die Besucher aus sicherer Distanz die diversen Klettermöglichkeiten von unten und richteten noch viele Fragen an Herrn Klumpp, die dieser unterhaltsam, kompetent und ausführlich beantwortete.

Die Freien Wähler bedankten sich von Herzen für die interessante Führung in ungeahnte Höhen und ließen die Veranstaltung im Restaurant Ochsen ausklingen.

 

Birgit Scheurer

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