Die Freien Wähler Marbach gewinnen Einblicke und den Durchblick

Stellen Sie sich vor, Sie lebten im Frühen Mittelalter und schauten aus einer Fensteröffnung Ihrer Behausung. Was sehen Sie? Im besten Falle könnten Sie bei optimalen Lichtverhältnissen Konturen der Außenwelt erahnen, weil die auf Holzrahmen gespannten Pergamente, Tierblasen oder dünn gegerbten Tierhäute keine klarere Sicht erlaubten. Schlitze zwischen Rahmen und Mauerwerk wurden damals mit Moosen oder mit Stroh zugestopft, was zwar atmungsaktiv aber keineswegs besonders kälteisolierend war. Viele Jahre später, nach Erfindung der Glaskunst, behalfen sich unsere Vorfahren während Kriegszeiten, geborstene Fensterscheiben notdürftig mit Säcken oder Holzläden zu verhängen.

Welch unerhörten Luxus genießen wir dagegen heute. Selbstverständlich erwarten wir von einem Fensterglas, dass es – schwäbisch sauber geputzt – durchsichtig ist, dass es uns vor Kälte, Hitze, Schall und Einbrechern schützt und dass das Fenster problemlos geöffnet und geschlossen werden kann.

Um diesen Ansprüchen Genüge tun zu können, braucht man als Fensterbauer heutzutage fundiertes Knowhow. Claus Lillich, Chef der mittelständigen Firma Fensterbau Lillich, erläuterte einer Gruppe von interessierten Freien Wählern während einer Führung durch seinen Betrieb die Entstehung eines solchen multifunktionellen Fensters. Eine Renaissance erlebt derzeit das klassische Holzfenster, eventuell auch mit schützender Aluschale auf der Außenseite, nachdem das Kunststofffenster einige Jahre lang den Markt beherrschte, so Claus Lillich. Holzfenster seien ökologischer und stabiler. Eine Dreifachverglasung, die u.a. aus Energiespargründen immer öfter gewünscht würde, könne aufgrund des höheren Gewichts besser in einem Holzrahmen als in einem Kunststoffrahmen verbaut werden. Die Rahmen der Fenster bestehen zumeist aus Kiefernholz, in einigen Fällen ausnahmsweise aus Fichte, Eiche oder der tropischen Holzart Meranti. Schon perfekt in Trockenkammern künstlich durchgetrocknet, erreichen die Hölzer in Form von dreischichtigen Kanteln die Firma Lillich, wo sie sofort verwendet werden. Noch heute wird der Rahmen mit einer Schlitz- und Zapfverbindung zusammengefügt. „Sie können diese Machart auch in den alten Fenstern von Schillers Geburtshaus finden“, lächelte Lillich, „diesbezüglich hat sich in der traditionellen Handwerkskunst des Fensterbaus nicht viel geändert.“ Der Rahmen wird im Anschluss grundiert, zwischengeschliffen und mit wasserlöslichen Lacken lackiert. Nun werden die Metallbeschläge in den Holzrahmen eingeschraubt. Die Beschläge seien zum Schutz vor Einbruch mit Pilzköpfen versehen, erklärte Claus Lillich. Aber auch das Glas selbst sei mittlerweile gut gesichert. Durch den Einbau einer Folie in das Flachglas wird es den potentiellen Einbrechern fast unmöglich gemacht, das Glas innerhalb kurzer Zeit einzuschlagen. Claus Lillich beendete den kurzen Exkurs in die Kriminalistik und beschrieb weiter: „Bevor wir das Glas in den Rahmen einbauen können, müssen noch die Dichtungen eingebracht werden. Nun kann das auf Maß gefertigte Fensterglas eingepasst werden“. Das komplett fertiggestellte Fenster wird noch intern geprüft und verlässt die Firma zum Einbauvor Ort durch die Facharbeiter der Firma Lillich.

„Wir haben 18 fest angestellte Mitarbeiter mit durchschnittlich 22 Jahren Betriebszugehörigkeit“, berichtete Claus Lillich. Die meisten seiner Kollegen seien schon im Betrieb ausgebildet worden und ihm treu geblieben, was für das gute Betriebsklima in der Firma spräche. „Wir bilden auch heute noch selbst aus“, so Lillich weiter, nur sei es derzeit ausgesprochen schwierig bis fast unmöglich, einen Lehrling zu finden. Zu Gründungszeiten im Frühjahr 1928 durch Großvater Eugen Lillich sei dies noch anders gewesen. Ansprüche an Löhne und Arbeitszeiten seien gestiegen. Claus Lillich erzählte, dass in Deutschland immer weniger Fensterbaubetriebe existierten, die sozusagen in Handarbeit produzierten und das Fachwissen an die nächste Generation weitergeben könnten. Die Produktpalette der Firma beschränke sich aber nicht alleine auf verschiedene Macharten von

Fenstern. Haustüren, Wintergärten oder Vordächer und Reparaturen beschädigter Fenster vervollständigen das vielfältige Angebot der Firma. Sogar ein Notdienst wird angeboten, sollte ein Orkan Fenster eingedrückt oder ein Einbrecher sein Unwesen getrieben haben. Als von der Handwerkskammer bestellter Sachverständiger muss Lillich bei Streitfragen ausführliche Gutachten anfertigen. Die Chance, einen Fachmann direkt befragen zu können, ließen sich die Freien Wähler Marbach natürlich nicht entgehen. Fragen nach der Haltbarkeit von modernen Fenstern, Vor-und Nachteilen verschiedener Macharten, dem Schallschutz und natürlich dem wichtigen Thema Energieeffizienz wurden gestellt und von Claus Lillich ausführlich und fachkundig beantwortet. Je nach Material halte ein Fenster durchschnittlich etwa 30 Jahre, sofern es regelmäßig mit ein paar Tropfen Öl für die Beschläge gepflegt würde, wusste Lillich. Sichtlich getroffen zuckte mindestens die Hälfte der Besucher zusammen. Vermutlich sind einige Freie Wähler im Anschluss an die Führung mit dem Ölkännchen bewaffnet durch die Wohnung spaziert, um ihren Fenstern und Türen den langersehnten Tropfen Öl zu gönnen. Auf dass sie noch lange ihren Dienst versehen werden…

Der interessante Nachmittag klang im Restaurant Glocke aus. Die Freien Wähler Marbach gingen ihre Wahlkampfstrategie nochmals im Einzelnen durch und takteten die geplanten Veranstaltungen. Frohen Mutes freuen sich die Freien Wähler auf die inspirierende Zeit des Wahlkampfes, auf die Gespräche und Diskussionen mit den Bürgern Marbachs.

Birgit Scheurer

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